Tierzahnheilkunde – Was Sie darüber wissen sollten!
Tierärzte lernen über die Tierzahnheilkunde meist nichts oder nur sehr wenig im Studium. Das ist sehr schade, denn:
- Erkrankungen der Maulhöhle sind mit 70-80% die häufigsten Erkrankungen im Laufe des Lebens von Hund und Katze.
- Mehr als drei Viertel der Hunde und Katzen leiden ab einem Alter von drei Jahren an Erkrankungen der Maulhöhle.
- 64% aller Tiere haben Zahnbetterkrankungen (Parodontitis), mit zunehmende Alter steigen die Zahlen!
- Ohne regelmäßige professionelle Kontrolle der Maulhöhle werden behandlungsbedürftige Befunde häufig übersehen. Die Tiere haben unnötig Entzündungen und Schmerzen.
- 100% der Zahnerkrankungen wirken sich negativ auf die allgemeine Gesundheit, spezielle auf viele Organe (Herz, Niere, Leber) und damit auf die Lebenserwartung der Tiere aus!
Weiterbildung erforderlich
Man kann nur das behandeln, was man (er-)kennt! Um professionelle Tierzahnheilkunde (Diagnostik und Therapie) anbieten zu können, muss man sich speziell und fortlaufend fortbilden!
Die weltweite Organsisation für Kleintiermedizin (WSAVA) hat deshalb spezielle Richtlinien zur Tierzahnheilkunde für alle Tierärzte entwickelt: https://www.wsava.org/Global-Guidelines/Global-Dental-Guidelines
Die Deutsche Gesellschaft für Tierzahnheilkunde (DGT) hat auf ihrer Homepage eine Expertenliste mit Tierzahnspezialisten eingerichtet. Unsere Praxis ist Mitglied der DGT, führt tierzahnärztliche Behandlungen nach deren aktuellen Qualitätsstandards durch und wurde im März 2019 in diese Liste aufgenommen.
Zur Aufnahme in die Expertenliste ist die Einhaltung folgender Qualitätsstandards erforderlich:
- Mindestens 60 anerkannte Fortbildungsstunden in der Tierzahnheilkunde oder die Zusatzbezeichnung Tierzahnheilkunde/bzw. Fachtierarzt für Tierzahnheilkunde, sowie regelmäßige Fortbildungen im Bereich der Tierzahnheilkunde
- Geeignete Vergrößerungsmöglichkeit (Lupenbrille)
- Intraorales Röntgen
- Zahnarbeitsplatz mit Dentalstation
- Narkosen entsprechend der Leitlinie “Anästhesiologische Versorgung bei Hund und Katze der Fachgruppe Veterinärmedizinische Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie IVAINS) der DVG e.V. ” (Intubation, Gasnarkose, Narkoseüberwachung durch geeignetes Personal und mit Monitorüberwachung)
- Diagnostik und Therapie nach derzeitigem Stand der Wissenschaft
- Dokumentation der intraoralen Befunde und tierzahnärztlichen Leistungen
Dentalröntgen und Parodontologische Untersuchung unerlässlich zur Diagnosestellung!
Bei Hund und Katze sind 30-40% aller Zahnerkrankungen nur durch Röntgenaufnahmen nachweisbar, deshalb ist professionelle Tierzahnheilkunde ohne Dentalröntgen nicht möglich! Vorliegen und Ausmaß einer Parodontitis sind durch den Grad des alveolären Knochenabbaus (Beurteilung der Röntgenbilder) bestimmbar. Eine eingehende Parodontaluntersuchung (Gingivitisgrad, Mobilität der Zähne, Taschentiefen, Furkationsbefunde) zeigt weiterführende Befunde.
NUR wenn beide Untersuchungsmethoden zusammen angewendet werden, können sichere Diagnosen gestellt und zahnheilkundlich sinnvolle Therapien durchgeführt werden.
Bilder: schmerzhafte Zahnresorptionen sind häufig mit bloßem Auge nicht erkennbar
Eine reine Zahnsteinentfernung, wie sie noch häufig gemacht wird, ob nun mit Ultraschall oder einem manuellen Scaler, schafft lediglich oberflächlich kosmetisch saubere Zähne und kratzt nur an der Spitze des Eisberges!!! Nur eine professionelle Zahnbehandlung hat für Ihr Tier einen wirklichen, medizinischen Nutzen! Wie diese bei uns durchgeführt wird erfahren Sie hier: https://tierarztmobil.com/zahnheilkunde-f-kleintiere/
Intubation notwendig
Zahnsanierungen sollten stets am intubierten Tier durchgeführt werden. Während der Zahnreinigung sammeln sich in der Maulhöhle Spülflüssigkeiten an, die Zahnsteinreste und Bakterien enthalten, es entstehen bakterienhaltige Aerosole. Durch die Intubation wird die Luftröhre abgedichtet und somit Kontaminationen der unteren Atemwege verhindert.
Zahnerkrankungen bei Katzen (z.B. FORL)
70 % aller Katzen leiden an Zahnresorptionen (früher FORL), das sind schmerzhafte Schmelzdefekte, die den gesamten Zahn betreffen können. Folgen sind freiliegende Nerven und deshalb starke Schmerzen. Was viele Tierhalter leider nicht wissen ist, dass die Tiere bis zu einem oft hochgradig schmerzhaften Zustand leiden, ohne es zu zeigen. Das liegt unter anderem an der langsam, schleichenden Art der Verschlimmerung dieser Erkrankungen oft über Monate hinweg. Allmählicher Rückzug oder reduzierte Aufmerksamkeit/Spielverhalten fallen dem Tierhalter nicht so schnell auf. Da kranke Tiere in der freien Natur schnell zu Opfern werden, versuchen sie ihre Erkrankung so gut und lange wie möglich zu verbergen. Erst bei extremen Schmerzen verändern sich Futteraufnahme und gewohntes Verhalten, häufig ist dann die Erkrankung schon weit fortgeschritten. Deshalb sollten die Tiere regelmäßig jährlich, bei Neigung zu Zahnerkrankungen eventuell öfter, tierzahnärztlich untersucht werden.
weitere Informationen…
Zu diesem Thema können wir Ihnen auch besonders den regelmäßigen, sehr informativen Blog des Kollegen Ralph Rückert aus Ulm empfehlen. Er erläutert insbesondere die Unterschiede “herkömmlicher” und “professioneller” Behandlungsmethoden:
Narkosen bei Hund und Katze. Der ausgelieferte Tierbesitzer?
http://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=20336
Ein echtes Groschengrab: Die Katze mit FORL
http://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=20507
Narkosen und Zähne: Nach wie vor die Arschkarten der Katze
http://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=19837
Zahnextraktion bei Hund und Katze. Mehr als nur “Zähne ziehen”!
http://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=19972
Wichtige Informationen zur Zahngesundheit und Zahnpflege finden Sie hier: